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6. März 2013

Strassenblockade

Die Strasse ist beinahe leer. In der Gegenrichtung vielleicht schon seit vielen Kilometern. Wir haben es nicht bemerkt. Sonst hätte es uns stutzig machen müssen. Wir fahren munter weiter, bis wir eben nicht mehr fahren. Vor uns steht eine Kolonne Lastwagen. Sie zieht sich hin, soweit das Auge reicht. Wir steigen aus, fragen bei einem Fahrer nach. Strassenblockade, ist seine Antwort.  (Fortsetzung im Artikel).

Wir wissen, was das heisst. Schon am Vortag wurden wir aufgehalten. Doch wir konnten die Blockade über die Autobahn innert 5/4 Stunden umfahren. Doch hier ist es anders. Unser Strassenatlas zeigt lediglich ein rund 100 Kilometer langer Umweg über kleine Nebenstrassen an die Küste an.

Die Sperre soll bis abends um sechs dauern. Es ist genau Mittag und wir müssen noch mindestens drei Stunden fahren bis wir zum nächsten vorhandenen Campingplatz kommen. Ein netter Mexikaner kommt zu uns. Es gäbe eine Deviation aus dem letzten Dorf heraus, sagt er. Dann zögert er, schwingt zu einer langen Rede auf, der wir nicht ehr folgen können. Wir schauen ihn ratlos an, er schaut ratlos zurück, dreht sich um und läuft achselzuckend weg.

Auch wir zucken mit den Achseln. Naja, zumindest ist klar, dass wir hier nicht bleiben können. Wir tun es den Autos gleich und wenden. Zurück ins Dorf. Unterwegs versichern wir uns bei Gemeindepolizisten. Ja, es gibt einen Umweg – nur wo?

Wir fahren zur nächsten Tankstelle, sicherheitshalber füllen wir auf. Der Tankwart meint, vielleicht daure die Sperre noch einen ganzen Tag länger. Den Umweg, ja den gäbe es. Aber ob wir da durch kämen??? Es habe tiefhängende Bäume und wir seien doch ziemlich hoch…
Wir fragen weiter. Ein Mexikaner, der hier in der Gegend arbeitet. Selbst wenn wir die Sperre hier umfahren würden, so kämen wir in der nächsten Stadt (12 Kilometer weiter) doch nicht auf die weiterführende Autobahn. Er fahre jetzt nach Hause und komme morgen wieder. Nach Hause, das sind zwei Stunden Weg, in jenem Ort, wo wir heute Morgen gestartet sind. Aber hier übernachten, das sei viel zu gefährlich, meint der Mexikaner.

Wir beraten. Diskutieren. Hier im Ort bleiben? Oder doch umkehren und morgen vier zusätzliche Autostunden in Kauf nehmen? Den Umweg probieren und möglicherweise die Auflösung der Sperre um sechs abwarten, um doch noch zum Campingplatz zu gelangen? Mit den Lastwagen mitgehen und hoffen, dass sie uns Sicherheit in der einbrechenden Nacht bringen?

Da fährt ein Minibus voller Reisender an. Ein letzter Versuch Rat zu finden – vielleicht sind sie ja eben gerade aus der gesperrten Richtung gekommen? Bingo! Es sind lauter Guatemalteken. Der Fahrer ist ein netter Kerl, Vertreter einer Autozubehör-Firma. Jaja, das sei absolut kein Problem, der Umweg beginne gleich nach der Brücke, alles flach, wir schafften das leicht. Er schreibt uns die Orte unterwegs auf seine Visitenkarte. Und sollten wir mal in Guatemala sein, sollen wir ihn doch anrufen.

Wir sind erleichtert. Sicherheitshalber fragen wir noch mal nach, bis jetzt haben wir ja mindestens vier verschiedene Meinungen gehört. Eine Gemüsehändlerin an der Ecke nach der Brücke lacht. "Klar, die Deviation gibt es. Nur leider beginnt sie nicht hier, du musst noch eine Brücke weiter". Kein Problem.
An besagter Stelle halten wir eine Dame auf, die aus der Nebenstrasse kommt. Ob es hier durchgeht? Jaja, alles gut, und keine Sorge, Autobusse fahren die Strecke, dann schafft ihr das auch! "Muchas Gracias!"

Tatsächlich. Der Weg ist lang, staubig, zum Teil löchrig und weiter im Hinterland Oaxacas als wir uns je selber hingetraut hätten, aber absolut problemlos. Die Dorfbewohner sind nett, weisen uns den Weg. Um 14 Uhr sind wir wieder auf der Autobahn. Von Strassensperren ist im nächsten Dorf ist keine Spur. Wir fahren unbehelligt weiter.

Demonstrationen auf der Autobahn? Wir kennen das nicht in der Schweiz. Zumindest nicht in meiner Generation. In der Schweiz holt man sich beim Staat eine Bewilligung, demonstriert geordnet an einem Ort, wo es nicht stört. Oder zumindest nicht eine ganze Verkehrsader lahm legt. Doch wie erklärt man das jemandem, der nicht aus einem funktionierenden Rechtsstaat kommt? Wie erklärt man, dass man in der Schweiz eine Bewilligung vom Staat bekommt, selbst wenn man gegen den Staat demonstriert? Wie erklärt man, dass davon keine Zensur ausgeht? Danke, Gewaltentrennung!

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