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27. Juni 2013

"Gold glänzt für immer"

spanische Silbermünzen aus dem Jahr 1622 – jede Wert einen ganzen Monatslohn (damals wie heute)

In Florida gibt es Gold, viel Gold. Nein, es wurde keine ungeahnten Bodenschätze entdeckt. Floridas Gold liegt vor der Küste, im Meer. Es sind die gesunkenen Schätze Spanischer Galleonen.

English summary:
Floridas coast is famous for its gold – gold, that didn't originally belong where it is. Its the treasures, the pirates where after centuries ago, treasures, that was taken from South America and bound to the Spanish empire. All of them didn't get any of it, when hurricanes hit the ships. One of the most famous treasures ever found was the Atocha, discovered 1985 by Mel Fisher not far from Key West.



Es war DER Event für das alte spanische Reich: Wenn die Silberflotte aus der neuen Welt zurückkehrte die Schätze heim brachte und dem König über die Zölle die Kriegskasse füllte. Einmal im Jahr brachte die Flotte unter höchstem Militäraufgebot in Havana auf und sollte Kostbarkeiten aus aller Welt nach Europa bringen: Gold (oft zu Barren geschmolzene Handwerkskunst der Inkas), Silber und Juwelen aus Südamerika. Gewürze aus Zentralamerika und Asien. Porzellan und Stoffe aus Asien. Die Ware wurde während eines Jahres über die drei spanischen Schiffhandelsrouten Spanien-Südamerika-Havana, Spanien-Mexiko-Havana und Mexiko-Manila-Mexiko herbeigebracht, gesammelt und dann im Konvoi "heim" gebracht.

Die Atocha
Die Atocha (Modell)
Nicht immer kam die Silberflotte allerdings heil in Spanien an. Immer wieder sanken Galleonen, weil sie von einem Hurrikan überrascht wurden. Auf ihrer Route entlang der felsigen Küste Floridas (um möglichst viel Geschwindigkeit im Golfstrom zu erlangen), bedeutete das oft das Ende. Insegsamt sollen rund 3000 spanische Galleonen gesunken seien mit Schätzen im Wert von geschätzten 30 Milliarden Euro. Die wohl bedeutendste dieser verlorernen Galleone war die Atocha, das Flagschiff der Silberflotte von 1622. Mit 27 anderen Schiffen war sie unterwegs, als ein Hurrikan aufkam und fünf von ihnen versenkte. Darunter waren die drei teuersten der Flotte. Die Atocha soll 47 Tonnen Gold und Silber an Bord gehabt haben.


Camp der Überlebenden der 1715-er Flotte (Modell)
1715-Flotte
Das Schicksal der Atocha teilten viele Flotten, so auch jene von 1715. Spanien befand sich damals (wieder einmal) im Krieg mit Grossbritannien, die Kriegskasse war leer und der König auf eine erfolgreiche Überfahrt angewiesen. Zudem plagten ihn persönliche Probleme: Gemäss der Legende soll seine Braut, Königin Elizabeth von Farnese, sich geweigert haben mit ihm zu schlafen (und somit Nachkommen zu zeugen), bevor sie ihr Brautgeld erhalten hatte. Dieses kam in Form majästetischen Schmucks aus der Neuen Welt. Doch bereits zwei Mal war die Flotte gesunken, als 1715 die dritte Flotte mit den Juwelen der Königin in See stach.
Beim heutigen Sebastian Inlet, FL, versenkte ein Kurrikan zehn der elf Schiffe, tausend Menschen starben. Rund 1500 weitere konnten sich auf das Riff retten. Heute ist die Stelle des Überlebenden-Camps von damals berühmt. Die Spanier schickten sofort Hilfe los und konnten die Überlebenden, die nicht nachträglich wegen Erschöpfung, Hitze, Nahrungsmittelmangel etc. gestorben waren, retten. Noch wichtiger war ihnen allerdings die Bergung der verlorenen Schätze…

Das goldene Zeitalter der Piraterie
… denn auf die hatten es noch ganz andere abgesehen! Zum einen waren die Briten - mit denen Spanien ja im Krieg stand – nicht weit und kamen ihrerseits mit Bergungsschiffen und Militärschutz, um etwas vom spanischen Schatz abzubekommen. Aber auch Piraten, die längst von der alljährlichen Silber-Flotte wusste, hatten es auf den Schatz abgesehen. Tatsächlich plünderte denn auch ein britischer Pirat das Camp der Überlebenden, seine Beute soll aber eher mager gewesen sein.
Die Piraterie der Karibik – die in engem Zusammengang mit der Silberflotte stand – wird denn auch als Goldenes Zeitalter der Piraterie verstanden. Seeräuber hat es allerdings bereits in der Antike gegeben – und gibt es bekanntlich noch heute.

Mel Fisher
Irgendwann verebbten die Bergungsversuche und die Schiffe mitsamt ihren Schätzen ruhten in Vergessenheit. Erst nach Mitte des 20. Jahrhunderts nahm das Interesse an den spanischen Galleonen zu. Der wohl bekannteste Schatzsucher Floridas ist Mel Fisher. Berühmt wurde er vor allem, weil er 1985, nach 16-jähriger Suche, die Atocha bei Key West fand. Die Suche forderte ihren Tribut. Nicht nur musste Fisher vorher gefundene Schätze verkaufen, um die Suche nach der Atoche immer wieder fortsetzen zu können. 1975 starben auch sein Sohn und dessen Frau während der Schatzsuche auf dem Meer.
Doch die Atocha brachte Mel Fisher ungeahnten (oder eben doch geahnten) Reichtum. Das Wrack wird auf rund 500 Millionen Dollar geschätzt. Die Ware selber ist "nur" 18 Millionen Euro.
Entsprechend entbrannte denn auch schnell ein Streit um das Besitztum der Atocha. Nebst anderen meldeten der Staat Florida wie auch der US-Bundesstaat Ansprüche an. Ein jahrelanger Rechtsstreit entbrannte. Schliesslich entschied das oberste amerikanische Gericht für "Finders Keepers" und sprach den ganzen Reichtum Mel Fisher zu.
Ein kleiner Teil des Goldes ist im Mel Fisher Treasure Museum in Sebastian FL (wie auch auf Key West) ausgestellt – und darf zum Teil sogar angefasst werden! Besonders spannend ist auch der Zustand der Waren und Schätze, die beinahe 400 Jahre auf dem Meeresboden gelegen haben: Er ist erstaunlich gut! Zwar sind viele Porzellangefässe zerschlagen (ein paar wenige aber auch ganz), in manchen Halskketten fehlen die Juwelen, die Silbermünzen sind zu einem kompakten Klumpen gewachsen und müssen erst gereinigt werden. Einige der Silberteller sind gar wegkorrodiert. Das Gold hingegen, das scheint noch wie am Tag der Katastrophe. Es ist zu dicht, als dass irgend ein Organismus darauf leben und es zerstören könnte. "Gold shines forever", pflegte Mel Fisher zu sagen.

der archäologische Wert
In der modernen Schatzsuche geht es denn auch vor allem um Geld, viel Geld. Noch immer soll unzählig viel Gold und Schmuck auf dem Meeresboden liegen, noch immer fehlt von den Juwelen der Königin jede Spur, noch immer wird ab und zu eine spanische Goldmünze ans Ufer gespült. Dann sieht man die Amateur-Schatzsucher mit ihren Metalldetektoren den Strand absuchen. Die Begeisterung und die Faszination für diesen geschenkten Reichtum ist gross - so gross, dass dabei der archäologische Wert nahezu untergeht. Die Schätze der spanischen Galleonen sind nicht mehr nachvollziehbar in alle Welt verstreut. Viele Wracks wurden bei der Suche auch zerstört. Obwohl die Funde archäologisch erfasst werden, kümmert sich anschliessend kaum ein Wissenschaftler drum. Ist es, weil das wissenschaftliche Interesse an daran zu klein ist? Oder weil zu viel Geld involviert ist? Kritisch hinterfragt wird die Schatzsuche – die noch heute im Gang ist – nicht. Selbst im kleinen archäologischen Museum fällt davon kein Wort. Viele Worte aber werden über den finanziellen Wert der Schätze verloren und darüber, dass noch ganz viele davon auf dem Meeresboden zu finden seien…

Die Bilder stammen aus dem Mel Fisher Treasure Museum, Sebastian FL, und dem McLarty Trasure Museum, Sebastian Inlet State Park FL.

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