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17. Juni 2012

Vom Öl und seinen Nebenwirkungen

Petrolia, Oil Springs – Die Ortsnamen machen jedem Besucher gleich zu Beginn klar, wo man sich befindet: Im Herzen der Erdöl-Förderung. Die Gegend ist stolz darauf, die erste mit kommerzieller Erdölförderung gewesen zu sein (wobei das die Pennsylvanier in den USA etwas anders sehen, aber denen soll man kein Wort glauben, beschwört uns ein Einheimischer auf dem Parkplatz zum Öl-Museum).

"Chemical Valley" und seine Raffinerien in Sarnia, ON
Dabei war die Gegend bei den ersten Siedlern besonders unbeliebt, weil sich hier und da eine stinkende, klebrige Masse auf den Feldern verteilt hatte und das Land damit unattraktiv machte. Die änderte sich, als Geologen um 1850 die schwarze Masse als Erdöl identifizierten. Die Brüder Charles Nelson und Henry Tripp begannen, daraus Asphalt zu produzieren – eine aufkommende Bausubstanz, für die ein guter Markt vorhanden war. Die mangelnde Erschliessung des Gebietes bedeutet jedoch nur wenige Jahre später das Aus für das Unternehmen.
Der Käufer, James Miller Williams, interessierte sich nicht für Asphalt, sondern das Nebenprodukt, das bisher einfach weggeschüttet wurde: Kerosin. Auch für dieses günstige Lampenöl bestand ein grosser Markt. Als 1858 auch noch die Eisenbahn die Gegend erschloss, war das Rennen um das schwarze Gold eröffnet! Bis 1861 wurden 400 Ölquellen gebohrt (nicht immer reibungslos), die Population vervielfachte sich und der Reichtum ebenso. Andere Berufszweige, zum Beispiel das Schmiede-Handwerk, profitierten davon, grosse Industrien hielten Einzug und die jungen Männer aus der Gegend zogen mit ihrem Wissen in die Welt. Oder wie die Einheimischen sagen: Die Entdeckung des Öls war der Zünder, der die Gegend hier entflammte, bzw. die Entwicklung anstiess.
Vielleicht erklärt das, weshalb die Menschen hier grundsätzlich ein anderes Verhältnis zum Erdöl und seiner Industrie haben als wir Schweizer.


Chemical Valley – wo sich die grossen Luftverpester sammeln
Grosse Raffinerien – und andere Chemieindustrien – findet man noch immer im nahe gelegenen Sarnia. Dies bringt gewiss viele Arbeitsplätze mit sich, wirft aber auch Fragen auf. So stiessen die in Sarnia ansässigen Industrien gemäss einem 2007 erschienenen Artikel der kanadischen Umweltorganisation EcoJustice ebenso viele Schadstoffe aus, wie alle Firmen in der ganzen Provinz New Brunswick zusammen. Der Artikel gibt zu bedenken, dass die Gesundheitsrisiken für die einheimische Bevölkerung (noch) nicht untersucht wurden.

Vom Öl zum Atom
Die grossen Ölförderer hingegen haben sich längst andere, lukrativere Gebiete gesucht. Zwar wird in der Gegend um Petrolia noch heute Öl gefördert, jedoch in einer sehr gemütlichen und bescheidenen Art und Weise.
Doch selbst wenn der Ölboom vorbei ist, so bleibt Westontario ein führender Spieler im Energiegeschäft. Einmal im Business, immer im Business, scheint das Motto hier zu sein. Jedenfalls findet man rund 200 Kilometer nördlich von Petrolia die Firma Bruce Power. Sie steht kurz davor, das Areal eines Atomkraftwerks aus den 1960er Jahren in die grösste Nuklearenergie-Anlage weltweit zu verwandeln. Diese soll mit acht Reaktoren 6300 Megawatt (Gösgen produziert rund 1000 Megawatt) Strom zu produzieren. Dagegen erscheint der an sich imposante Windpark am Eingang des Kraftwerk-Areals beinahe als Marketing-Gag.


Bruce Power soll mit seinen dereinst acht Reaktoren das grösste Kernkraftwerk der Welt werden.

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