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15. Februar 2013

Valentinstag auf der Insel


Wir sind, nach einer Querfeldein-Fahrt durchs Festland Mexikos, in der kleinen Stadt Morelia angekommen. Nah davon ist Patzcuaro, ein hübsches Kolonialstädtchen und beliebter Ferienort am See. Wir machen uns auf den Weg und wollen die vorgelagerte kleine Insel Janitzio besuchen (Fortzsetzung im Artikel).

English summary at the end of the article.

Am Haupteingang zum Bootssteg begrüsst uns die Pförtnerin. 50 Pesos will sie haben, dafür streckt sie uns eine Quittung für Autobusse im Wert von 20 Pesos entgegen. 50 sei aber schon etwas gar viel, antworten wir. Überhaupt möchten wir dann auch eine Autoquittung haben. Diese seien leider ausgegangen, meint sie. Aber ausnahmsweise dürften wir für 30 Pesos parkieren. Ohne Quittung kein Geld, halten wir ihr entgegen. 300 Meter weiter finden wir einen anderen Eingang zum Parkplatz. 10 Pesos steht da gross angeschrieben, wir bezahlen und erhalten die entsprechende Quittung.

Zu den Parkgebühren käme dann noch das Trinkgeld für die Aufpasserjungs, wurden wir vorgängig aufgeklärt. Doch heute scheint keiner da zu sein. Nur ein kleiner Bub, der uns einen Hut verkaufen will. Ich rufe ihn und verspreche ihm 10 Pesos, wenn er ein Auge auf unser Auto halte, bis wir zurück sind. Er ist einverstanden.

Wir bahnen unseren Weg durch das Markttreiben vor dem Steg. Bunte Kähne stehen bereit, einer legt gerade gut besetzt ab. Ein Billettkontrolleur winkt uns, deutet auf den Schalter. Wir sind unsicher: Dürfen wir den Hund mitnehmen? Oder scheitert der Ausflug, bevor er überhaupt angefangen hat? "No Problem", sagt der Kontrolleur lachend. Erleichtert gehen wir zum Schalter. "Zwei Erwachsene und zwei Kinder unter 6", sagte ich zur Schalterdame. "100 Pesos, die Kinder sind gratis". "Und wir haben einen Hund…" füge ich scheu an. Die Dame lacht: "Der ist auch gratis!"

Auf dem Boot wird uns erst bewusst, dass Valentinstag ist: Zahlreiche mexikanische Pärchen nutzen den Tag für einen romantischen Ausflug. Alle sind in lange Hosen und Pullover gehüllt, Kleine Kinder tragen Wollmützen. Immerhin ist es Winter. Wir kommen uns trotz 25°C in unseren kurzen Hosen und ärmellosen Shorts ziemlich fehl am Platz vor. Vor Abfahrt werden uns Erdnüsse und Glace angeboten.

Das Wasser ist zwar nicht kristallblau, wie in unserem Reiseführer angepriesen. Eher sandbraun… Aber die Fahrt ist trotzdem angenehm. Ein Mexikaner aus Kalifornien spricht uns an, fragt nach dem Woher und Wohin und erzählt uns von seinen Ferienplänen. Er wird heute nicht der einzige sein, der uns "Gringos" überschwänglich sein Englisch vorführen will. Die Damen hingegen beobachten zurückhaltend und erfreut unsere "Zwillings-Blondies".


Nach einer halben Stunde erreichen wir die Insel. Wir werden von Fischern mit Schmetterlings-Netzen erwartet. Sie haben keine Fische, erbeten aber ein paar Pesos für die Touristenvorführung. Auch an Land ist man durch und durch auf Touristen ausgerichtet. Marktstand reiht sich an Marktstand. Bunte Kleider, Spielsachen, Töpferwaren und Tortillas werden feil gehalten. Die Waren säumen den Weg bis zum höchsten Punkt der Insel, dem Ort, wo die Touristenscharen hinpilgern: das Denkmal für den mexikanischen Unabhängigkeitshelden José Maria Morelos.

Um die Statue herrscht reges Festtagstreiben. Der Spielplatz ist gut besucht, auf den Bänken darum sitzen Pärchen in der Sonne. Auf dem Platz tummeln sich Halbwüchsige, messen Kräfte, eifern um die Gunst der jungen Frauen. Als wäre die Statue allein noch nicht beeindruckend genug – die Überraschung gibt's im Innern. Auf einem halben Dutzend Stockwerken sind Bilder über Morelos Leben und den Unabhängigkeitskrieg ausgestellt. Auf steilen Treppen erreicht man den Kopf der Statue und geniesst einen Schwindel erregenden Rundblick auf die Insel. 30 Sekunden sind jedem Besucher erlaubt.

Treppensteigen macht hungrig. Und so stürzen wir ins erste Restaurant ausserhalb der Eingangspforte zum Monument. Für 30 Pesos pro Gericht bekocht uns eine Einwohnerin in bunter, traditioneller Tracht. Das Essen ist gut. Das Trinkgeld verdient.

Richtig spannend wird's auf der Rückfahrt. Eingepfercht mit einer Horde betrunkener und kreischender Teenager stellen wir uns dem diesmal rauen Seegang. Das Boot schwankt, das Wasser spritzt. Während wir uns amüsieren, drückt sich der Hund verängstigt an unsere Beine.

Zurück am Festland finden wir unser Fahrzeug unversehrt vor. Doch vom Aufpasserjunge fehlt jede Spur. Wir suchen und warten. Vergebens. Schade, ich hätte ihm die 10 Pesos gerne gegeben.



English summary:
We follow the masses of Mexicans who visit the little island Janitzio near Morelia on this sunny Valentine's day. It is a romantic trip on colorful boats. But we are not sure, if we will be able to make it: Will they allow our dog on the boat? Shyly we ask, and all we get as an answer is an amused smile. "No problem, and it's free, too". Wow, that was easy! Despite the temperatures of 25°C and higher, we are the only ones wearing shorts and shirt on the boat. It's winter for the Mexicans. The inhabitants welcome us with a touristy atmosphere: colorful clothes, toys, food and souvenirs can be found along the way up to the top of the hill. A gigantic statue of Jose Maria Morelos, the hero of Mexico's fight for independence.


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