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21. Februar 2013

Wintergäste in den Tropen


Millionen von Monarch-Schmetterlingen verlassen im Herbst die USA und Kanada Richtung Süden. Doch keiner von ihnen kommt je in Mexiko an.

Langsam, im ersten Gang, kriecht das Fahrzeug die steile Kopfsteinplaster-Strasse hoch. Sobald das Gefährt auf Touren kommt, kommt auch schon der nächste Tope (schlafender Polizist) und zwingt uns zum Bremsen… 12 Kilometer geht’s so durch Wald und Weide, danach ebenso steil durchs Dorf El Asoleadero. Wir sind weit in Mexikos Bergen, 2700 Meter über Meer. Hier also soll jeden Winter ein Naturschauspiel stattfinden, das tausende Schaulustiger anzieht. Sehr touristisch erscheint uns das Bergdorf allerdings nicht, ein einziges Hotel können wir ausmachen. Auch Restaurants finden wir keine im Dorf. Wovon die Bevölkerung hier wohl lebt, fragen wir uns?

Zwei Kilometer weiter am Berg wird es uns klar: Auf dem Parkplatz zum Schmetterlings-Reservat werden die Touristen, die grösstenteils mit Bussen aus den Städten angekarrt werden, sehnlichst erwartet. Kinder bieten sich als Aufpasser an – oder betteln einfach so um Geld. Weitere zwei Kilometer führt der Weg zu Fuss durch eine Gasse von Grill- und Souvenirständen. Bunt gekleidete Frauen verkaufen örtliches Handwerk, Wollpullover aus Peru und Holzschmetterlinge, die Ähnlichkeiten mit China-Spielzeug aufweisen. Wer keine Ware feilhält, arbeitet als Billettkontrolleur, Guide oder Pferdeführer. Alle im Dorf scheinen eingebunden zu sein. Ununterbrochen strömen neue Touristen an. Vereinzelt ist ein «Gringo» auszumachen und eine erstaunliche Anzahl Asiaten sind da. Die meisten Besucher sind aber Mexikaner.

Der Weg zu den Schmetterlingen ist beschwerlich und führt steil durch den Wald. Es ist frisch. Wir befinden uns zwar in den Tropen, aber eben auch auf 3000 Höhenmetern. Millionen von orange-schwarzen Monarch-Schmetterlingen sollen sich hier jeden Winter versammeln. Im Februar und März, wenn das Wetter wärmer wird, paaren sie sich und brechen dann auf in den Norden. 4500 Kilometer entfernt, an der Grenze zu Kanada, ist ihr Sommerhabitat. Doch von den Schmetterlingen in Mexiko wird keiner dort ankommen. Sie fliegen bis in den Süden der USA, werden dort ihre Eier legen und sterben. Rund sieben Generationen braucht es, um den Migrationszyklus im nächsten Winter wieder im zu vollenden.
Das Monarch-Reservat El Rosario gehört zum örtlichen Ejido, also kommunales Land, das den Bauern zur Verfügung gestellt wird. Intensiver Holzbau hinterliess seine Spuren. Heute weisen Lehrtafeln entlang des Weges auf die Wichtigkeit eines intakten Ökosystems hin. Obwohl die Monarch-Schmetterlinge nicht als bedroht gelten, ist ihr Fortbestand auf gesunde Habitate angewiesen. 2006 wurde das El Rosario zusammen mit weiteren Reservaten von der Unesco als Biosphäre anerkannt.

Während des ganzen Aufstiegs sehen wir nur ein paar verirrte Schmetterlinge. Etwas enttäuscht und atemlos erreichen wir eine Waldlichtung. Auf einmal verfärben sich die grünen Tannenbäume braun, es sieht aus, als würden sie zu herbstlichen Laubbäumen. Die Luft scheint erfüllt von Blättern, die im Wind tanzen. Erst auf den zweiten Blick wird klar: Das sind keine Blätter, sondern tausende von Schmetterlingen! Sie flattern über die Köpfe der Zuschauer oder landen in ihrem Haar. Millionen weiterer «Monarche» hängen in den Bäumen und formen lebende Trauben an den Ästen.
Obwohl man sich in der Menschenmasse kaum wenden kann, ist es still auf dem Berg. Alle betrachten andächtig und gebannt die Schmetterlinge. Junge Pärchen kuscheln sich eng aneinander. Doch nicht nur sie spüren die Schmetterlinge bis in den Bauch: Manch ein grauhaariges Ehepärchen wendet sich Hand in Hand dem Abstieg zu.

Übernachtungstipps:
Das Hotel Monarch Inn in Zitcuaro hat seinen Betrieb eingestellt. Es ist jedoch möglich, auf dem Parkplatz beim Reservat nachts zu stehen und wir haben Reisende getroffen, die das während der Woche gemacht haben. Wir waren samstags da und auf dem Parkplatz war Grande Fiesta. Kaum waren wir in den Parkplatz eingebogen, standen schon Kinder auf unserem Trittbrett und bettelten um Geld. Andere kletterten während der Fahrt an unserer Dachleiter hoch. Das war uns dann doch zu viel und wir entschieden uns für das in Churches Campingbuch als sehr teuer beschriebene Hotel Givali. Erfreulicherweise bezahlten wir nicht 30$, sondern 200 Pesos (100 Pesos pro Person, Kinder gratis). Wir hatten Elektrizität, für heisses Wasser hätten wir zusätzlich 100 Pesos bezahlen müssen. Wir blieben zwei Nächte und liessen das Fahrzeug während unseres Schmetterlings-Besuchs beim Hotel stehen (2 km Anmarsch bergauf). Das Hotel führt ein sehr hübsches Restaurant, wir kamen aber nicht dazu, dort zu essen.

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