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23. April 2014

Guatemala und seine Trachten



Es ist frappant: Sobald man die Grenze nach Guatemala überquert, sind die bunten Trachten nicht zu übersehen. Kein anderes mittelamerikanisches Land – und vielleicht überhaupt keines auf der Welt – trägt seine traditionelle Kleidung so konsequent und so stolz wie die Guatemalteken. Wir machten uns auf die Spuren dieser Eigenheit…


Wir schon in einem früheren Artikel beschrieben fallen die Trachten der Guatemalteken durch ihre Farben auf. Zu einer Tracht gehören verschiedene Elemente, die je nach Dorf und Region variieren können. Gemeinsam sind der Frauentracht aber ein Tuch, das als Wickelrock um die Hüften gebunden wird, und ein weites Hemd, das Huipil. Darüber wird manchmal ein zweites Überhemd oder ein Poncho getragen, der Rock oft mit einem reich verzieren Gurt befestigt. Zu manchen Trachten gehört zudem eine kurze Schürze oder eine reiche Kopfdekoration wie in die Haare geflochtene Bänder oder zu einem Kranz gewundene Tücher.

Der Einfluss der Spanier
Allerdings sind lange nicht alle Elemente dieser Kleider "echt": Die Eroberung der Spanier hat das Leben der Maya gründlich auf den Kopf gestellt und auch die Kleidermode massgeblich beeinflusst! Schürzen beispielsweise sind auf den europäischen Einfluss zurück zu führen, wie auch die Hosen, welche inzwischen zu den meisten Männertrachten gehören. Ursprünglich trugen nämlich auch die Männer längere oder kürzere Röcke bzw. Lendentücher. Während auffällig bunte Stickereien seit jeher von den Einwohner benutzt wurden, um ihre Stammeszugehörigkeit und Familienstellung zu zeigen, sind filigrane Stickereien, Rüschchen und Maschen direkt von der europäischen Mode abgeschaut. Ebenso der Brauch, die Kleidung dem Körper anzuschneidern. Die Maya benutzen früher nämlich bloss übergrosse Tücher und Huipiles, die mit mehr oder weniger Ziehen einfach den (sich stets verändernden) Körperrundungen angepasst werden konnten.

Mit den Spaniern kamen auch neue Materialien nach Guatemala. Plötzlich wurden die Trachten nicht mehr zwingend aus Baumwolle gefertigt, sondern auch Schafwolle oder Seide wurden verwendet. Interessanterweise veränderten sich damit auch dei sozialen Rollen: Während früher die Kleiderherstellung, sprich weben, eine göttlich fundierte weibliche Tätigkeit war, wurde auf einmal alles, was mit Schafen zu tun hat – also auch die Verarbeitung der Schafwolle – zur männlichen Tätigkeit.

Heute
Heute werden auch moderne Kunstfasern bis hin zu metallischen Fäden in die Trachten eingewoben. Die wenigsten Farben basieren noch auf natürlichen Pflanzenfärbe-Methoden. Wie in fast allen Gesellschaften sind die Frauen deutlich konservativer und so tragen selbst junge Mädchen noch stolz eine Tracht, während kaum mehr traditionell gekleidete Männer zu sehen sind. Aber selbst unter den Frauen ist der Brauch des Trachtentragens bedroht, denn während eine Tracht oft mehrere hundert Dollar kostet, sind gebrauchte, gespendete Kleider aus den USA und Europa an jeder Strassenecke für ein paar Rappen (!) oder wenige Franken zu haben! Ein neu erwachender Nationalstolz könnte aber dazu führen, dass die Tracht wieder vermehrt auch in höheren sozialen Schichten getragen werden könnte. Aber auch hier stellt sich eine äusserst menschliche Angewohnheit ein: die Suche nach dem persönlichen Ausdruck. Statt dass die Menschen sich an der Tracht ihres Dorfes orientieren, werden inzwischen die einzelnen Stücke nach Lust und Laune gewählt, gefertigt und kombiniert. Dabei entsteht was Anthropologen folgendermassen bezeichnen: der neue Pan-Maya Stil!

Besuchs-Tipp: Museum Ixchel in Guatemala City!

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