Habt ihr im Lotto gewonnen?
Nein, haben wir nicht. Wir haben
mehrere Jahre Geld für diese Reise gespart und entsprechend gelebt.
Eine Langzeitreise ist finanziell auch nicht zu vergleichen mit ein
paar Wochen Ferien, täglich teure Sehenswürdigkeiten und auswärts
essen liegen da natürlich nicht drin.
Darf man das überhaupt?
Es gibt kein Gesetz, dass es einem eine
mehrjährige Reise verbietet. Allerdings sind die (Schweizer)
Institutionen und Behörden nicht auf solche Fälle ausgerichtet. Es
gibt viele Unklarheiten und Grauzonen, in denen man oft selber einen
legalen Weg finden muss.
Was habt ihr mit euren Möbeln gemacht?
Wir haben unsere Existenz zu Hause
aufgelöst und lediglich ein paar persönliche Sachen bei Verwandten
eingestellt.
Was haben eure Familien dazu gesagt?
Nun, glücklich waren sie nicht über
unseren Entscheid, den man vielleicht zu Recht als egoistisch
bezeichnen kann. Dennoch respektierten sie ihn und unterstützen uns
wo möglich. Es ist komfortabel, auf eine solide Heimbasis zählen zu
können. Wir schätzen das sehr.
Was ist das Ziel dieser Aktion?
Als berufstätige Eltern hatten wir das
Gefühl, vor lauter Alltag zu wenig gute Zeit mit den Kindern
verbringen zu können. Die Reise als gemeinsames Unternehmen mit
allen Hochs und Tiefs soll uns als Familie stärken und unser aller
Horizont erweitern. Und ja, natürlich reisen wir (Eltern) auch per
se gerne! Mit dieser Langzeitreise geht denn auch für Marina ein
lang gehegter Wunsch in Erfüllung.
Schon mit zwei Kindern habt ihr
bestimmt alle Hände voll zu tun – weshalb um Himmels Willen nehmt
ihr auch noch den Hund mit?
Wir haben uns diese Entscheidung nicht
leicht gemacht und zahlreiche Pros und Kontras gegeneinander
abgewägt. Gute Argumente gegen den Hund sind der zusätzliche
Papierkram, die engen Platzverhältnisse und vor allem die
Einschränkung in unseren Aktivitäten. Für den Hund spricht, dass
es zwar Schwierigkeiten, aber keine Unmöglichkeiten gibt. Ausserdem
kann ein Wächter im Fahrzeug nicht schaden. Letztlich waren es aber
nicht rationale Argumente, sondern ein Herzensentscheid: Wir haben
den Hund zu uns geholt, er gehört zur Familie und folglich kommt er
auch mit.
Weshalb habt ihr Nord- und Südamerika
für eure Reise ausgewählt?
Aufgrund von Sprache, Kultur und
Lebensstandard schien uns der Kontinent als Einstieg ins Reisen mit
Kindern geeignet. Visa sind nicht erforderlich. Gleichzeitig ist der
Doppelkontinent kulturell wie landschaftlich sehr vielfältig.
Lohnt es sich wirklich, ein Fahrzeug
über den Atlantik zu verschiffen?
Es lohnt sich bestimmt nicht in allen
Fällen, vor allem nicht finanziell. Für uns war es die richtige
Entscheidung, denn so hatten wir vorgängig genug Zeit, uns ein
überzeugendes Fahrzeug zu suchen und es unseren Anforderungen
anzupassen. Einmal unterwegs, wollten wir mit Hund und Kind so
schnell als möglich ins eigene Gefährt ziehen anstatt wochenlang im
Hotel zu wohnen. Im Nachhinein können wir auch sagen, dass wir
allein durch den sparsameren Verbrauch unseres „Europäers“ die
Überfahrt bereits nach einigen Monaten amortisiert haben.
Nicht zu verachtende Mehrkosten
entstanden hingegen, weil wir uns Ersatzteile ebenfalls schicken
lassen mussten.
Ruiniert man sich damit nicht die
Karriere?
In der Berufswelt gewinnen
Fähigkeiten, die man kaum in der Ausbildung lernt, an Bedeutung. Anerkenntermassen schärft Reisen einige dieser "Soft Skills", so zum
Beispiel Umgang mit Stress, Umgang mit
Menschen (die eigenen auf engem Raum genauso wie Menschen fremder Kulturen), Durchsetzungsvermögen oder das Finden kreativer Ideen für alltägliche Probleme. Ausserdem verbessern wir unsere Sprachkenntnisse.
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