Copyright!

Achtung Copyright! Alle Inhalte auf diesem Blog sind Eigentum von Marina Felder und Marco Ramseier. Für jegliche Art von Weiterverwendung, insbesondere Abdruck, wende man sich an familienreise (at) gmail.com

22. April 2013

Falten, Fusseln und Flecken im Kilo

Lavanderia Sol in Teotihuacan – ein Glücksfall.

Es gibt Sachen, vor denen kann man leider nicht davonfahren. Dazu gehört… die Wäsche! Auch wenn wir es nicht immer ganz so genau nehmen wie zu Hause, so fallen doch spätestens bei der nächsten warmen Dusche wieder Schmutzkleider an, die wir sorgsam in unserem blauen Obstfass im Aussenfach neben der Gasflasche verstauen. Da gären sie dann vor sich hin, bis selbst rohe Manneskraft den Metallring nicht mehr über den Deckel klemmen kann. Spätestens dann müssen wir uns über die nächste Wäscheaktion Gedanken machen (Fortsetzung im Artikel).



Nun, die preiswerteste und praktischte Variante ist es, die Wäsche gleich dort zu lassen wo sie ist, und die wenigen verbleibenden Zwischenräume im Fass mit Seife und Wasser zu füllen. Nach einer Stunde Fahrzeit sind die Kleider meistens einigermassen gespült, zwei Wasserwechsel und rund 160 Autobahnkilometer weiter beinahe aufhängebereit. Das heisst, sofern das Wetter am Zielort ein Trocknen überhaupt zulässt!

Genau dies war aber insbesondere in den ersten Monaten unserer Reise ein kritischer Punkt – mit Verlass hat es jeweils genau an dem Tag geregnet, an dem unsere Wäsche eingeweicht war. Nach dem zweiten Mal Einlegen in fauligem Wasser entschlossen wir uns, auf herkömmliche Methoden umzusteigen (abgesehen davon, dass mindestens die Unterwäsche doch ab und zu einen Schleudergang nötig hat…).

Fast auf jedem nordamerikanischen Campingplatz gibts denn auch Waschmaschinen – in allen Qualitäten: Toplader, Frontlader, Industriemaschinen und museumsreife Stücke. Ihnen gemein ist, dass sie eigentlich nur kalt waschen. Und dass alle Campingplatznutzer sie gleichzeitig brauchen wollen. Hat man endlich eine Maschine ergattert, heisst das allerdings noch lange nicht, dass man sie auch nutzen kann. Voraussetzung ist das Vorhandensein genügend Quarters (25-Cent-Münzen) – die man übrigens nicht unbedingt an der Rezeption beziehen kann. 25 Stück reichen meistens für unsere Wochenwäsche aus.

Darin inbegriffen ist natürlich der Trockner. Per Definition ist es auf amerikanischen Campingplätzen nicht erlaubt, Wäscheleinen zu spannen. Während in den Nationalparks die Sorge um die Bäume vorherrscht, werden die privaten Platzbetreiber direkter: Wer wäre denn haftbar, würde sich jemand an einer gespannten Wäscheleine verletzen? Noch schlimmer jedoch ist der ästhetische Aspekt. Verständlich, denn der Anblick einer aufgehängten Unterhose ist für die puritanischen Amerikaner ja schon beinahe sexuelle Belästigung!

Selbstverständlich könnte man die Wäsche auch in öffentlichen Wäschereien erledigen, welche besonders im Süden der USA zahlreich vorhanden sind. Nicht nur ist die Wäsche dort oft billiger (und Quarters können am Automaten einfach gewechselt werden), sondern kann man sich dabei die Zeit zwischen den 20 aufgereihten Waschmaschinen mit einer spannenden Sozialstudie vertreiben.

Schlagartig wird aber alles anders, sobald man die Grenze nach Mexiko überquert hat. Statt Washing Machines findet man hier auf den Campingplätzen Lavadoras: Waschbretter! Bis zu drei Stück stehen hier auf guten Campingplätzen für die emsigen Camper bereit. Wäscheleinen übrigens ebenso – ohne Sorge um Schadensklage.

Dem verwöhnten Gringo bleibt, nach einem verständnislosen Blick seitens des Campinplatzbetreibers, also nur der Gang zur Lavanderia. Diese befindet sich meist gleich um die Ecke. Das Herz jauchzt – gibt es denn eine bessere Ausrede für Faulheit?

Kernstück jeder Lavanderia ist der grosse Korb an der Federwaage. Abgerechnet wird nämlich pro Kilogramm. Bemerkenswerterweise arbeiten in Mexiko nicht alle Waagen gleich. Das macht dafür die unterschiedlichen Preise (14 bis 27 Pesos pro Kilogramm = 1-2 Franken) wieder wett…

Die Spannung erreicht ihren Höhepunkt, wenn man gegen Abend die Wäsche wieder abholen geht. Man weiss nämlich nie, was man bekommt…! Es kann sein, dass die Wäsche wunderbar duftend, blitzsauber und sorgfältig gefaltet bereit steht. Das wäre dann der Sechser im Lotto. Entsprechend häufiger ist eines der folgenden Szenarios: Die Wäsche ist gar noch nicht bereit. Die Wäsche ist verfärbt, ausgebleicht, verzogen oder noch immer schmutzig. Die Wäsche wurde achtlos von der Leine direkt in den Sack gestopft. Und es kann vorkommen, dass man sich die fehlenden Socken am nächsten Tag noch selber zwischen den Wäscheleinen zusammen suchen muss…

Und auf einmal passiert etwas höchst Erstaunliches: Der Reisende sehnt sich auf einmal danach, die Wäsche wieder selber waschen zu dürfen!

2 Kommentare:

  1. Bin selber grad am Waschen, dabei zwischendurch deinen Bericht gelesen - und bin wieder ganz zufrieden, wie praktisch es mit meiner Waschmaschine und dem Stewi geht.

    AntwortenLöschen