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5. Mai 2013

Durchs Land der Huasteken



Eine zeitintensive, aber interessante Fahrt führt uns nördlich von Pachuca durchs das Gebiet der Husteten. Dieser indigene Stamm gehört zu den Mayas, die ansonsten eher südlich ansässig sind. Die Husteken pflegen noch heute ihre eigene Sprache und ihre traditionelle Musik, Huapango, hat die typisch mexikanische Mariachi-Musik mitgeprägt.


Das Land ist karg, sandig und trocken. Wir sind auf Mexikos Hochplateau, einer Hochwüste, auf rund 2000 Metern über Meer. Links und rechts von uns werden Agaven angebaut für Pulque-Schnapps. Dann wird die Strasse steiler, die Kanten auch. An den Felsen kleben kleine Bergdörfchen, die talseitigen Haushälften durch  Holzpfähle am Hang abgestützt. Viele der steilen Hänge sind gerodet, darauf wird Mais angebaut. Uns wird fast schwindlig, wenn wir uns vorstellen, wie die Einwohner die Felder bestellen und ernten.


Wir hoffen, im Nationalpark Los Marmoles ein schönes Übernachtungsplätzchen zu finden. Die Strasse schlängelt sich durch die imposante Berglandschaft, doch von touristischer Infrastruktur ist nichts zu sehen. Wir fragen bei einem Einheimischen nach. Nein, ausgewiesene Campingplätze gebe es keine. Aber wir könnten hier überall übernachten, das sei kein Problem. Das selbe gelte für Wanderwege: Signalisiert seien keine, aber wir könnten überall wandern, wenn wir wollten.

Ab dem Nationalpark führt die Strasse stetig abwärts. Vom Hochplateau geht es bis nach Ciudad Valles, dem nördlichsten Ausläufer tropischen Regenwaldes. Brauchten wir vor kurzem noch unsere Schlafsäcke, messen wir nun an einem Abend 44°C im Wohnmobil.

Die Menschen unterwegs sind freundlich, sie grüssen und freudig, wenn sie uns sehen. Wir sehen traditionelle Frauen mit prachtvoll ins Haar gewobenen, bunten Wollbändern. Männer, die von der Arbeit zurück kehren, tragen Strohhüte, Lassos und Macheten. Die meisten Menschen sind aber westlich gekleidet. Auch die Häuser sind zum grössten Teil "global", wobei sich dazwischen noch ein paar traditionelle Siedlungen finden lassen mit offenen, zum Teil runden, Stroh bedeckten Holzhütten. In traditionellen wie neuen Siedlungen klären Schilder und Wandmalereien in Sachen Gesundheit und Hygiene auf. Die Schulen scheinen allesamt von staatlichen Entwicklungsprojekten finanziert worden zu sein. Ansonsten scheint der Staat den Menschen hier nicht allzu viel vorzuschreiben. Und immer wieder durchbrechen bunte Werbeschilder das saftige Grün der Landschaft. Es ist Werbung für Coca-Cola, Kartoffelchips und Bier…



Auch in Sache Religion haben sich die Huasteken ihre eigenen Praktiken bewahrt. So sollen sie regelmässig in eine Höhle pilgern und dort ihre Götter in Form von Stalagmiten und Stalaktiten verehren. Leider finden wir die Höhle nicht. Allgegenwärtig sind dafür unterwegs auch die Girlanden und Wegstöcklein zu Ehren der dunkelhäutigen Jungfrau von Guadalupe (siehe Artikel über Mexiko City).


Mit der südlicheren Lage wird Zuckerrohr wieder in rauen Mengen angebaut. Eines Morgens hält ein Lastwagen vor uns an und lädt rund 20 Arbeiter am Rand eines Feldes aus. Mit ihren Macheten werden sie nun die Zuckerrohrstangen abschneiden – eine harte Arbeit. Wir fragen uns, ob es wohl Mitbewohner eines Ejidos sind (eine gemeinschaftlich organisierte Landwirtschaft), oder viel mehr Migranten aus dem Süden. Wir wissen es nicht.
Die angekohlte Erde und der rauchige Geruch im Zuckerrohrfeld zeugen aber noch davon, dass wenige Tage vorher das Feld in Brand gesetzt worden war, um die Zuckerrohr-Stangen von den unbrauchbaren Blättern zu befreien.

Wir wollen die Wasserfälle von Tamasopo aufsuchen. Kurz nach Ciudad Valles geraten wir seit Langem wieder einmal in eine Militärkontrolle. Während auf der einen Seite ein grimmiger Soldat unsere Papiere kontrolliert, fragt uns sein Kollege auf der Beifahrerseite neugierig zu unseren Reiseplänen aus. Er rät uns, keinesfalls die Wasserfälle von Micos auszulassen. So biegen wir kurzerhand links ab statt geradeaus nach Tamasopo weiter zu fahren – schliesslich soll man einem Militär nicht widersprechen!






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