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10. August 2013

durch Arkansas und Texas

Der Bundesstaat Arkansas (ausgesprochen ungefähr "Aknsoh") kam in unserem Reiseführer (an sich ein verlässliches Ding) gar nicht vor. Also dachten wir gar nicht daran, uns dort länger zu verweilen. Doch einmal mehr stöberten wir ein paar spannende Geschichten auf. 

Bill Clinton
Nachbildung des Oval Office zu Clinton's Zeiten
Besonders stolz ist Arkansas auf seinen ersten Präsidenten: William Jeffersin Clinton. Im Clinton Presidental Center in der Hauptstadt Little Rock wird sein Wirken aufgezeigt und gefeiert. Spannend sind die Nachbildungen des Präsidentenbüros (Oval Office) und des Kabinetsraums, aber auch der Alltag für die Präsidentenfamilie. So feierte die Familie Clinton nicht nur Weihnachten, sondern auch das jüdische Channukka-Fest und den islamischen Ramadan. Auch die Geschenke, die Clinton von ausländischen Staatsmännern und eigenen Landsleuten bekommen hat, sind beeindruckend. Politisch mag man Clinton mögen oder nicht. Aber es scheint anerkannt zu sein, dass er 1992, zusammen mit seinem Vizepräsidenten Al Gore, frischen Wind und neue Ideen in ein desillusioniertes Land gebracht hat. Eine lang herrschende Weltordnung brach mit dem Ende der Sowjetunion zusammen, die Amerikaner mussten sich in einer sich verändernden Welt auf einmal wieder auf sich selber konzentrieren. Clinton/Gore waren die einzigen, die ein greifbares Konzept vorweisen konnten – und wurden dafür von den Wählern belohnt. Übrigens hatte Clinton sein Lehrgeld bereits vorgängig bezahlt: 1980 wurde er nach nur zwei Jahren als Gouverneur von Arkansas abgewählt. Er lernte seine Lektion, wurde zwei Jahre später erneut ins Amt gewählt und blieb dort bis zu seiner Präsidentschaftswahl zehn Jahre später! Auf Monica Lewinsky sowie die weiteren kursierenden Verschwörungsteorien wird im Museum übrigens souveränerweise nicht eingegangen.


Der Adler ist das Siegel des amerikanischen Präsidenten. Dreizehn Pfeile und dreizehn Blätter an einem Olivenzweig symbolisieren die dreizehn Kolonien, die sich für die Unabhängigkeit zusammen geschlossen hatten. Ursprünglich aber schaute der Adler noch nach rechts, also zu seiner Linken. Dies ist für Symbole untypisch, da sich diese in der Regel nach rechts wenden. Präsident Truman änderte dies 1945 und liess damit den Alder fortan zum Olivenzweig – zum Frieden – schauen statt zu den kriegerischen Pfeilen.


Geboren wurde Bill Clinton aber nicht in der Hauptstadt, sondern im kleinen Dorf Hope. Sein Spruch "I still believe in a place called Hope" ist legendär. Clinton's Kindheitsgeschichte ist keine Mustergeschichte, wie man es von einem Präsidenten vielleicht erwarten würde. Sein leiblicher Vater, William Jefferson Blythe, verstarb vor der Geburt des künftigen Präsidenten in einem Autounfall. Seine Mutter besuchte anschliessend eine Krankenschwester-Schule in New Orleans. Bill Clinton verbrachte seine ersten Lebensjahre daher bei seinen Grosseltern.


Im Bill Clinton Geburtshaus (besuchenswert) wird gerne darauf verwiesen, wie ihn die Grosseltern und ihre Wertvorstellungen geprägt haben. Nebst der Tatsache, dass beide sehr arbeitsam waren, legte die Grossmutter auch grossen Wert auf Bildung. Der Grossvater führte ein kleines Geschäft im Dorf und soll damals der einzige im Ort gewesen sein, der sowohl Weisse als auch Schwarze bediente (das war zur Zeit der Segregation). Die Überzeugung, alle Menschen gleich und korrekt zu behandeln, soll Clinton massgeblich geprägt haben.


Einige Jahre später heiratete Clintons Mutter Roger Clinton. Ihm wird vorgeworfen, seine Frau misshandelt zu haben und Alkoholiker gewesen zu sein. Dennoch nahm Clinton den neuen Familiennamen an, als sein jüngerer Halbbruder eingeschult wurde. Über Roger Clinton sagte Bill Clinton nur: "Er versuchte, mir einen guten Vater zu sein. Trotzdem bin ich froh, dass sich meine Mutter von ihm scheiden liess."

USS-Razorback
Torpedo in der USS Razorback

Ebenfalls in Little Rock befindet sich das amerikanische U-boot USS Razorback. Razorback steht für den Finnwal. Das Uboot wurde 1944 von der amerikanischen Marina in Betrieb genommen und während dem 2. Weltkrieg vor allem im Pazifik eingesetzt. Amerikanische Uboote sollen damals insgesamt 1200 japanische Kriegs- und Handelsschiffe versenkt haben. Auf der Ehren-Flagge der Razorback ist von 12 Handelsschiffen, vier Kriegsschiffen und zwei Zerstörern die Rede, ausserdem soll sie fünf abgestürzte amerikanische Piloten gerettet haben. 1970 wurde die Razorback für damals $20 000 der türkischen Marine verkauft (daher die türkische Fahne). Nachdem sie – nun unter dem Namen Murat Reise – 2004 ausgemustert wurde, wollten sie amerikanische Veteranen vor dem Verschrotten retten. Sie kauften das Boot für $40 000 zurück und sammelten eine weitere halbe Million Dollar um das Boot über den Atlantik, den Mississippi und den Fluss Arkansas nach Little Rock zu schleppen.

Abandonned Rural America



Als vier Liter Diesel noch $2 kosteten…
Das Hinterland von Arkansas weist auf seine eigene Weise auf die Geschichte der USA hin: Es gibt viele verlassene Höfe und Geschäfte. Wie Dornröschenschlösser schlafen sie vor sich hin, rostige Gatter, eingewachsene Briefkasten und vernagelte Kirchen deuten darauf hin, dass hier einst Pioniere gesiedelt haben müssen. Doch während sich die Menschen zurück ziehen in die Städte, holt sich die Natur zurück, was ihr einst entwendet worden ist.


Texarkana
Über Texarkana kommt man nach Texas. Der Name verweist bereits darauf, dass die Stadt auf dem Gebiet beider Bundesstaaten steht. Wir kaufen dort ein und stellen erstaunt fest, dass die Kassiererin auf unsere Lebensmittel keine Mehrwertsteuer berechnet hat. Als ich nachfrage, meint sie cool: «In Arkansas bezahlt man die. Aber wir sind hier in Texas.»

Dallas – das Rätsel um JFK
Noch heute, beinahe 50 Jahre danach, pilgern Menschenmassen an den Ort, wo John F. Kennedy 1963 während einer Parade erschossen wurde. Die Umstände des Mordes sind bis heute rätselhaft und Verschwörungstheorien konnten nie ganz ausgeräumt werden. Aber auch hier, wie beim Martin Luther King Memorial in Memphis, wird man das Gefühl nicht los, der Mord (und damit der Mörder) fasziniere das Publikum mindestens ebenso wie das Wirken der betroffenen Persönlichkeit. Und während sich die Besucher einen schauderhaften Tathergang bis ins kleinste Detail aufzeigen lassen, klingeln bei den Betreibern unaufhörlich die Kassen…









Die Fledermäuse von Austin


Austin schliesslich, unser letzter Besucher-Aufenthalt in den USA, wartete mit einem ganz speziellen Spektakel auf: der nächtliche Exodus der Fledermäuse. 1,5 Millionen von ihnen sollen unter der Congress-Avenue-Brücke wohnen. Jeden Abend bei Dämmerung fliegen sie aus, zur Freude der Zuschauer. Das war jedoch nicht immer so. Die Geschichte nahm ihren Anfang, als die Brücke 1980 renoviert wurde. Die angefügten Bogenstrukturen zogen die Fledermäuse an, die sich bald darauf in Massen niederliessen. Die Stadt erklärte ob dieser "Plage" den Notstand. Naturschützer schalteten sich ein und konnte Schritt für Schritt die alten (haltlosen) Vorurteile, Mythen und Ängste zerstreuen. Heute nennst sich Austin Fledermaus-Hauptstadt von Nordamerika und empfiehlt Touristen stolz den Besuch des nächtlichen Schauspiels. Glaceverkäufer, Tourboote und Kajak-Vermieter freuen sich darüber, während das benachbarte Verlagshaus (American Statesman) seine Firmen-Parkplätze gratis zur Verfügung stellt. Bravo!

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