Sam Walton, Gründer von Walmart |
Um eines vorneweg zu nehmen: Die Strategie von Walmart geht auf. Wir haben dem Geschäft viel Geld eingebracht, und nicht nur für Nötiges. Das Angebot ist so unglaublich gross und die Preise so niedrig, dass man manchmal einfach zugreifen "muss". Und es ist durchaus praktisch, den Wocheneinkauf in aller Ruhe erledigen zu können, während die Kinder im Wohnmobil schlafen. Wozu hat das Geschäft denn 24 Stunden geöffnet? Besonders zwischen 22 und 24 Uhr gibt es ausserdem immer etwas Heiteres zu beobachten. Auf Youtube findet man unter "Walmartians" manch erheiterndes Video über die schräge Walmart-Kundschaft.
Walton's erster 5-10, der "Ur-Walmart" |
Als Beispiel der Kundenkulanz wird u.a. dieses Thermometer aufgeführt: Es wurde zurück gegeben mit der Begründung, es zeige nie die richtige Uhrzeit an. |
Flaggen aller Länder, in denen Walmart präsent ist. |
Heute ist der Walmart-Konzern in gegen 30 Ländern auf allen Kontinenten präsent. Er beschäftigt 2,1 Mio. Angestellte in 8750 Filialen, erreichte 2011 einen Umsatz von knapp 450 Mrd. US-Dollar und erwirtschaftete einen Gewinn von 15,6 Mrd. Dollar. Die Walmart-Erben (Wittwe und die vier Kinder) erscheinen freilich auf der Liste der reichsten Amerikaner.
Wo Erfolg, sind die Neider nicht weit. Walmart sieht sich immer wieder mit heftiger Kritik konfrontiert – wohl nicht alle zu Unrecht. Der grösste Walmart-Konkurrent, die französische Carrefour-Gruppe, ist nicht halb so gross wie Walmart. Natürlich stellt sich da bald die Frage nach der Monopol-Stellung. Im Film "Walmart – the high price of low cost" (USA 2005) wird dem Konzern unter anderem vorgeworfen, bei der Standortwahl hohe Subventionen der Gemeinden zu erhalten – oder erpressen. Walmart ist bekannt dafür, jegliche gewerkschaftliche Aktivität mit drastischen Massnahmen zu unterdrücken. Auch die (Vorbild)-Rolle von Marktgiganten in den Produktionsländern ist eine ewige Diskussion (übrigens stammt inzwischen fast alle Ware von Walmart aus China und Kleider dorther, wo gerade am günsigsten produziert wird). Besonders störend allerdings ist, dass Walmart seinen US-Mitarbeitern Löhne bezahlt, mit denen sie nicht einmal die von Walmart selber angebotene Krankenversicherung finanzieren können. Im Wissen darum soll der Konzern seine eigenen Mitarbeiter an die staatlichen Armutsprogramme verwiesen haben – und das in den USA, die bekanntlich nicht besonders freizügig ist mit ihren Sozialversicherungen!
Aus Deutschland zog sich Walmart übrigens 2006, nach rund zehn Jahren, mit grossem Verlust zurück. Dazu geführt hatte die starke Discounter-Konkurrenz, aber auch die Tatsache, dass sich die Bevölkerung nie wirklich mit der Geschäftsphilosophie von Walmart hatte anfreunden können.
Nostalgie in Walton's 5-10 in Bentonville, AR |
Wir wissen es nicht. Walmart ist eine Tatsache. Jeder Amerikaner, der behauptet, noch nie in einem Walmart gewesen zu sein, lügt wahrscheinlich. Walmart und seine Geschichte sind faszinierend. Doch mit grosser Macht kommt auch grosse Verantwortung. Vielleicht ist der Laden inzwischen schlicht zu gross, um verantwortlich geführt zu werden? Irgendwie haben wir das Gefühl, Sam Walton muss sich ob der einen oder anderen heutigen Geschäftspraxis im Grab umdrehen – als Patriot und Menschenfreund die er gewesen sein soll.
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