Copyright!

Achtung Copyright! Alle Inhalte auf diesem Blog sind Eigentum von Marina Felder und Marco Ramseier. Für jegliche Art von Weiterverwendung, insbesondere Abdruck, wende man sich an familienreise (at) gmail.com

4. Oktober 2013

Die alte Frau und der Strom

«Nur für Coca-Cola-Produkte», steht auf dem Kühlschrank im kleinen Gemischtwarenladen. Der Kühlschrank ist beinahe leer. Umso erstaunlicher ist es, dass daneben ein genau gleich grosser und genau gleich leerer Kühlschrank steht – für Fruchtsäfte. Stolz erzählt die Besitzerin, die bei uns längst pensioniert wäre, dass sie die beiden Kühlschränke zur Verfügung gestellt bekommen habe. Eine gute Sache, wäre da nicht der Verkäufer, der sie dauernd nötigt, den Kühlschrank besser zu füllen. «Würde ich ja», sagt sie, «wenn ich es bezahlen könnte!»

Dann holt sie, niedergeschlagen, eine Rechnung. 1200 Pesos (100 Franken). Es ist die Stromrechnung. Die Frau ist empört, alle rumherum bezahlen für zwei Monate rund 200 Pesos. Warum ihre Rechnung so hoch ist, weiss sie nicht. «Die da drüben», sagt sie, und hebt eine Rechnung auf. «Dabei sind das Ärzte, die haben genug Geld!» Wie sie die ausstehenden 1200 Pesos zusammen kratzen soll, weiss sie nicht. Eine Flasche Cola verkauft sie für 20 Pesos, kaum mehr als im Grosshandel. Und auch sonst gibt es nicht viel im Laden, mit dem sich Geld machen lässt: drei Packungen Pasta, ein halbes Dutzend Büchsen Bohnenmus, ein paar Packungen Toilettenpapier und Flaschen mit Putzmittel in allen Grössen. Gerade hat die Frau fünf Tage Aufschub erbeten, damit man ihr den Strom (noch) nicht abstellt.

Bis in ein paar Tagen wird sie auf irgend eine Art die Rechnung bezahlen – Gott weiss wie. Der Colaverkäufer wird weiterhin alle paar Tage vorbei kommen, ebenso der Jus-Verkäufer. Aus Angst, sie nähmen den Kühlschrank wieder mit, wird sie ihnen ein paar Flaschen abkaufen. Und die Kühlschränke werden dafür sorgen, dass die Rechnung auch in zwei Monaten wieder so hoch ist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen