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18. Oktober 2013

Kein Durchkommen


Wir ahnen bereits etwas, als uns die erste Strassenverkäuferin zuwinkt. Es ist kein freundliches Winken, wie wir das manchmal geschenkt bekommen, sondern ein Abwinken. Wenige hundert Meter weiter bekommen wir Lichthupen von einem Taxifahrer, dann noch einem. Und dann bestätigt sich, was wir bereits befürchtet haben: Die Strasse ist blockiert…



Es ist nicht das erste Mal, und es wird (wie wir bereits am nächsten Tag merken), nicht das letzte Mal sein, dass wir in eine Strassenblockade fahren. Doch im Unterschied zu früher gibt es hier keine Umfahrung, keinen Ausweg. Selbst der Karrweg neben der Strasse wurde mit Jeeps zugestellt. Wir reihen uns hinter die bereits wartenden Lastwagen und Autos. Es sind noch nicht viele, eine halbe Stunde früher wären wir wahrscheinlich noch durchgekommen. Nun heisst es: warten.

Eigentlich haben wir nicht mit einer Blockade gerechnet, scheint der Streik der Lehrer (die in letzter Zeit oft für Strassenblockaden verantwortlich gewesen waren) vorerst beigelegt. Doch ein Mexikaner, der wohl auf Geschäftsreise ist und sich fürchterlich über die Blockade aufregt, meint bitter: "Jeder Vorwand ist ihnen gut genug…" Wie lange die Blockade dauert, weiss keiner – und man sagt das auch offen auf unsere Fragen. Da wir nun sowieso nichts Besseres zu tun haben, spazieren wir los um uns den Ort des Geschehens genauer anzusehen. Die Blockade selber besteht aus nichts weiter als ein paar Steinen, die knapp fusshoch über die Strasse aufgetürmt worden sind. Selbst unser Auto könnte sie einfach überfahren.

Spannend ist eher das Treiben rund um die Blockade. Ein paar Männer sitzen seelenruhig neben und auf den Steinen und geniessen sichtlich den Rummel (das Wort "hobbylos" erschien mir nie passender… vielleicht sollten wir ihnen mal Jassen beibringen?). Vor ihnen haben Leute aus dem Dorf mit grosser Sorgfalt Marktstände aufgebaut. "Wasser, Essen" wird uns denn auch sogleich angeboten. Vor der Blockade reihen sich die Taxis (allesamt aus dem Dorf) auf und bringen die gestrandeten Busreisenden vergnügt an ihre nächste Destination. Und plötzlich erscheint mir die Blockade gar nicht mehr so "hobbylos" – sondern eine eigenwillige Art von Wirtschaftsförderung?!

Da wir diese jedoch nicht unterstützen wollen, verziehen wir uns bald wieder in den angenehmen Schatten des Wohnmobils. Nicht ohne Häme geben wir auch gerne dem einen oder anderen Vorbeigehenden ein Glas kühles Wasser aus. Nach eineinhalb Stunden verlieren die meisten Autofahrer um uns die Nerven und kehren um. Das ist dumm, denn bereits eine halbe Stunde später können die anwesenden Dorfpolizisten die Dorfbevölkerung zur Vernunft bringen. Wir können gerade noch die Fenster schliessen bevor sich die Kolonne eilig in Bewegung setzt.

Hinweise für andere Reisende
Zwei von zweimal war die Strasse von Salina Cruz nach La Ventosa in Oaxaca blockiert. Diese Blockade kann über die gebührenpflichtige Umfahrungsstrasse (30+110 Pesos Maut) umgangen werden.
Ebenfalls zwei von zweimal war die MEX 200 bei Santo Domingo Zanatepec (Richtung San Pedro Tapanatepec, Oaxaca) gesperrt. Die Umfahrung hier führt über unbefestigte Strassen und kleine Dörfer (Yerbasanta) nach San Pedro Tapanatepec, dazu in Santo Domingo Zanatepec beim Restaurant Palenque rechts abbiegen und den anderen Autos nachfahren. Der Zeitverlust beträgt rund eine Stunde.
Die oben beschriebene Blockade war ungefähr bei Majada Villalobos an der Mex 200, wenige Kilometer westlich von Salina Cruz (Oaxaca). Gemäss Angaben anderer Betroffenen ist hier keine sinnvolle Umfahrung vorhanden.

Auch in Chiapas bestehen im Moment immer wieder Strassenblockaden. Ausserdem war die Autobahnmautstelle bei Tuxtla Gutierrez bei unserer Durchfahrt am 25. Oktober besetzt, wie auch mehrere Strassen in der Innenstadt (Lehrerproteste). Obwohl die Situation in unserer Anwesenheit immer friedlich war, so erfuhren andere Reisende am eigenen Leib, dass die aufgeladene Stimmung ausser Kontrolle geraten kann. Wir raten Reisenden, in Chiapas vorsichtig zu sein und sich vor Ort zu informieren. Dies zusätzlich dazu, dass man die Gepflogenheiten im Umgang mit den Indigenen sowieso dringend beachten sollte.

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