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15. November 2013

Guatemala – unsere ersten Eindrücke

Lago Atitlan

Wir dachten, Chiapas gebe uns eine gute Vorahnung, wie Guatemala sein könnte. Doch weit gefehlt, das Land ist noch einmal eine ganz andere Welt! Da spielt es auch keine Rolle, dass Guatemala einst zu Mexiko gehört hatte… (Chiapas entschied sich nach der Abspaltung Guatemalas übrigens mittels Volksentscheid dafür, bei Mexiko zu bleiben). Nach fünf Tagen in Guatemala teilen wir unsere ersten Eindrücke.
- Guatemala ist farbiger. Frauen, Männer, Taschen, ja selbst Busse (die legendären Chicken Busses) erscheinen in allen nur erdenklichen Farben.

- Guatemala ist ärmer. Auf den ersten Blick ist das kaum ersichtlich. Nicht nur die kunstvoll gewobenen Trachten täuschen geschickt darüber hinweg. Und doch gibt es immer wieder subtile Hinweise auf die statistisch nachgewiesene Armut in Guatemala. Die Strassenhunde sehen erbärmlicher aus. Hütten (hier aus Zement statt wie in Chiapas aus Holz) sind häufiger, Häuser seltener. Und an vielen Menschen hinterlässt die Zeit ungehindert ihre Spuren: ausgefallene Zähne, lahme Glieder…

- Trotzdem wird viel seltener für jede kleine "Dienstleistung" Geld verlangt. WC sind oftmals gratis und haben erst noch Toilettenpapier. An der Kasse wartet kein Taschenverpacker, auf dem Parkplatz kein "Wägeli-Zurückschieber", kein "Parkierhelfer" und auch kein "Windschutzscheibe-mit-Karton-gegen-die-Sonne-Abdecker". Selbst der Tankwart erwartet kein Trinkgeld, Service ist vielmehr bereits im Dieselpreis inbegriffen.

- Das Land ist amerikanisierter. Die Produkte im Supermarkt amerikanischer. Das Essen auf der Strasse amerikanischer (HotDog und Pommes statt Tacos und Tamales). Gerechnet wird in Pound und Gallon statt Kilogramm und Liter. Selbst der Glaube ist amerikanisierter (kein lateinamerikanisches Land hat eine so hohe Rate an konvertierten Evangelikalen wie Guatemala). Und es kann durchaus vorkommen, dass ganze Familien in prachtvollen, traditionellen Trachten im Mc Donald's sitzen und Hamburger essen!

- Nur weil die USA so präsent sind, heisst das noch lange nicht, dass Gringos auch willkommen sind! Es scheint, als ob man sie/uns entweder liebt oder hasst. Jedenfalls bleibt unsere Präsenz selten unbemerkt. Entweder werden wir freudig begrüsst oder man wendet sich demonstrativ ab (aus Abscheu oder aus Unsicherheit?) Sehr gewöhnungsbedürftig ist das unverhohlene Getuschel hinter unserem Rücken. Spricht man Guatemalteken an oder winkt man freundlich zu, muss das zuerst einmal mit dem Nachbarn besprochen und verdaut werden. Für unser Verständnis äusserst unanständig, ist das wohl selten böse gemeint. So zumindest wollen wir es weiterhin interpretieren…

- Guatemalteken denken beim Wort "Suiza" nicht mehr an einen unbekannten US-Bundesstaat, sondern tatsächlich an ein Land in Europa.

- Wer beruflich mit uns zu tun hat (Polizisten, Kassiererinnen, Parkwächter) ist fast ausnahmslos äusserst freundlich, zuvorkommend und hilfsbereit. Obwohl sich zwei Parkwächter bei einem grossen Shoppingcenter einig waren, dass Übernachten dort nicht geht, erklärten sie sich von selber bereit, noch beim Chef nachzufragen. Als dieser uns persönlich begutachtet hatte, erhielten wir lächelnd die Erlaubnis.

- Kaum ins Bild passen da einige erstaunliche Angewohnheiten: Auf der Toilette gilt Faustrecht. Selbst wenn man mit einem Kleinkind in der Schlange steht, wird keine Rücksicht genommen – wer zuerst auf dem Klo sitzt, darf pinkeln. Und wenn kein WC in der Nähe ist, pinkelt man halt einfach auf offener Strasse an die Stossstange des eigenen Autos.

- Anstatt Nissan Tsurus und VW-Käfern sind in Guatemala Toyota Pickups allgegenwärtig. Nach ersten Bekanntschaften mit guatemaltekischen Nebenstrassen (die Hauptverkehrsachsen sind in einem tadellosen Zustand) wissen wir auch, wieso… Dieselfahrzeuge sind (mit, bzw. vor allem ohne Filter) wieder verbreitet und alle Autoscheiben undurchsichtig schwarz getönt.

- Guatemalteken scheinen dauernd zu arbeiten – und zwar hart! Da werden steile Hänge in Handarbeit zu fruchtbaren Gemüsegärten gemacht. Dauernd begegnen einem Holzsammler auf der Strasse und auch Backsteine werden unermüdlich herumgeschleppt – mit dem Kopf! Ein Seil wird unter den untersten Backstein gelegt und anschliessend über die Stirn (gepolstert mit einem Gurt) geschlauft, so dass er stabil am Rücken hängt. Und dann werden noch vier Backsteine darauf geschichtet! Es heisst, die alte Maya-Hochkultur habe das Rad nicht gekannt…

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