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18. Januar 2014

kleine Guerilleros, grosse Guerilleros und die amerikanische Intervention

Während wir Erwachsenen mit Schrecken und Faszination die Geschichte der Nicaraguanischen Revolution erforschten, lernten unsere Kinder etwas gar schnell von den Ex-Guerilleros…


An dieser Stelle muss ich etwas ausholen und grob die Geschichte Nicaraguas skizzieren. Das Land wurde während des 20. Jahrhunderts massgeblich von den Diktatoren der Familie Somoza und ihrer Repression geprägt. Linke Gruppen (FSLN) führten zweimal einen Aufstand dagegen, nämlich in den 1920-er Jahren und 1978/79. Der erste Aufstand endete 1934 mit einem Friedensabkommen, wobei der Rebellenführer bei der Unterzeichnung ermordet wurde. Der zweite Aufstand war erfolgreich. Allerdings war Somoza und sein Regime von den Amerikanern unterstützt worden. Diese reagierten mit einer Kontra-Revolution und es folgten neun Jahre Bürgerkrieg. Heute ist die ehemalige Guerilla in die Politik eingebunden und stellt seit 2007 den Präsidenten.

Um diese Geschichte zu erfahren, besuchten wir das Revolutionsmuseum in Leon. Ein Ex-Guerilla-Kämpfer führte uns durch die Ausstellung. Zuerst erklärte er den Kindern auf dem Dach des Museums, wie man Granaten wirft. Dann führte er uns in die Fotoausstellung. Wir sollen die Kinder ruhig im Saal spielen lassen, meinte er, und begann, uns die Fotos packend und detailliert zu erklären. Die Kinder gingen natürlich sofort darauf ein, verkrochen sich unter einen Ausstellungstisch… und begannen Guerillero zu spielen! Lautstark, realitätsnah. Jedes Mal, wenn wir uns umwenden und die Kinder ermahnen wollten, nahm er uns am Arm und meinte: "No, no, bleib hier, sie spielen nur…" Der Lärm nahm zu. "No Problem," sagte der Führer. Das Geschrei wurde ernsthafter. "No Problem", sagte der Führer. Schliesslich begannen die Kinder, ihre Schuhe als Granaten zu werfen. "No Problem", sagte der Führer. Ich riss mich los und ermahnte sie. "Sie spielen nur", sagte der Führer.
Ein anderer Ex-Guerillero kam und sagte: "Da ist ja richtiger Krieg hier drin!" Was bei mir alle Alarmglocken schrillen liess, war als Kompliment gemeint. "No Problem", sagte der Führer.

"Das ist sehr wohl ein Problem", sagten die amerikanischen Touristen. Sie unterbrachen ihren Guerillero-Führer und sagten deutlich, dass sie von dem Spiel nicht viel halten. "Haltet gefälligst eure Kinder ruhig!", sagten sie.

Diese Schlacht gewannen die Amerikaner. Doch als wir das Museum verliessen, riefen uns die Guerilleros zu: "Kommt wieder in ein paar Jahren – dann werden wir die kleinen Guerrilleros in unser Training aufnehmen!"

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